Nach einem rund 20 Jahre dauernden Reformprozess wurde die Postmarktliberalisierung 2023 mit der Einführung des Postdienste- und Paketzustelldienstegesetz (PPG) umgesetzt. Mit ihren Leistungen ist die Liechtensteinische Post gut aufgestellt: Die Zustellqualität und die Kundenzufriedenheit sind hoch. Doch wie wird sich die Liberalisierung in Zukunft auswirken?

Die Postliberalisierung sieht eine Öffnung des Marktes durch die Beteiligung privater Unternehmen vor. Dabei wird im Grundsatz verankert, dass Postdienste von jedermann frei gemäss den im Gesetz definierten Rahmenbedingungen erbracht werden dürfen. Die Liechtensteinische Post als Universaldienstanbieter untersteht hingegen weiterhin besonderen Tarifkontrollen sowie Vorgaben zur Qualität und zum Dienstleistungsangebot. Bei einer Marktöffnung soll eine qualitativ gute, flächendeckende, für alle zugängliche und finanzierbare Grundversorgung weiterbestehen und zugleich mehr Wettbewerb bei sinkenden Preisen eintreten.

Das entbehrt in der Praxis nicht einiger Risiken, auf die in der Vergangenheit hingewiesen wurde. Die Universaldienstverpflichtung führt zu hohen Kosten in der Grundversorgung bei gleichzeitig sinkenden Erlösmöglichkeiten. Aufgrund der kurzen Distanzen in die Nachbarländer darf eine Marktbetrachtung zudem nicht nur auf Liechtenstein beschränkt werden.

Verzerrte Preiswahrnehmung
Der starke Wettbewerb unter den registrierten Postdiensteanbietern zwingt die Liechtensteinische Post zu einer laufenden Überprüfung der Preise für ihre Dienstleistungen. Der Eindruck hoher Preise in Liechtenstein täuscht jedoch: Im europäischen Briefpreisvergleich * liegt Liechtenstein auf Platz 29 von 31 Ländern. Lediglich Malta und Zypern haben tiefere kaufkraftbereinigte Preise und der Preis einer A-Postsendung in Liechtenstein liegt 48% unter dem Durchschnittspreis Europas.

Gleichzeitig wurden in Europa die Preise zwischen 2018 und 2023 durchschnittlich um 57 % angehoben. Mit einer Preisanpassung von lediglich 10 % im selben Zeitraum verfolgt die Post somit eine zurückhaltende Preispolitik. Dass der Margendruck nicht zu einer sinkenden Dienstleistungsqualität führt, wird durch die hohe Gesamtzufriedenheit der Privat- und Geschäftskunden bestätigt. Diese liegt auf dem höchsten Niveau der letzten 10 Jahre. Darauf darf die Post stolz sein. Gleichzeitig ist dies Motivation für die Weiterführung einer dienstleistungsorientierten Arbeitsweise.

Klares Bekenntnis zur Präsenz
Dies spiegelt sich im Ausbau der Zugangspunkte wider. Auch wenn sich der öffentliche Fokus zuweilen auf einzelne Standorte beschränkt, hat die Post zuletzt den Zugang zu ihren Dienstleistungen mit neuen Paketautomaten deutlich vereinfacht. Wir investieren regelmässig in das Kerngeschäft sowie in innovative Dienstleistungen, um unsere Kundinnen und Kunden im Alltag zu unterstützen. Dazu gehört auch unser Filialnetz.

In Eschen haben wir nun an bester Lage unsere flächenmässig grösste Filiale, integriert in ein Einkaufszentrum, neu eröffnet. Damit legen wir ein klares Bekenntnis ab, mit unseren Dienstleistungen auch vor Ort präsent zu sein. In Vaduz musste aufgrund des notwendigen Auszugs aus dem Post- und Verwaltungsgebäude die Filiale verlagert werden. Obwohl sich die Suche nach einem neuen Standort im Städtle als äusserst schwierig erwies, konnten wir eine Lösung finden, die von unseren Kundinnen und Kunden sehr gut angenommen wurde.

Spannungsfeld physisch zu digital
Dennoch zeigt sich gerade hier ein Spannungsfeld: Das Bedürfnis unserer Kunden nach gut zugänglichen Filialen ist hoch. Im Gegensatz dazu werden zunehmend digitale Dienstleistungen genutzt, womit sich ein Gang in die Postfiliale erübrigt. Die Beibehaltung einer hohen Filialdichte – und damit die Übererfüllung der gesetzlichen Vorgaben – gelingt nur, wenn das Filialnetz genutzt wird und die finanziellen Ergebnisse der Post dies ermöglichen. Zugleich erwarten wir, dass wir diesen Spielraum auch in Zukunft erhalten, um damit im ungleichen Wettbewerb zu bestehen. Kein Mitbewerber muss ein derart umfassendes, frei zugängliches, aber auch sehr kostenintensives Angebot von unterschiedlichsten Zugangsmöglichkeiten und Dienstleistungen anbieten.

Erstes (Zwischen-)Fazit
Ist die Liberalisierung somit gelungen? Dies gilt es abzuwarten. Wir bewerten die Risiken weiterhin höher als die wenigen Chancen, welche sich daraus ergeben. Letztlich werden aber die Kundinnen und Kunden darüber entscheiden, welche Dienstleistungen in Zukunft angeboten werden müssen und können. Eine geschwächte Post als Universaldienstanbieter würde Gefahr laufen, ihr Angebot in denjenigen Bereichen einzuschränken, welche
aktuell übererfüllt werden. Dies ist jedoch nicht im Interesse der Post.

Mit dem zentralen Leitsatz unserer Strategie «Wir verbinden und bewegen alles – flexibel, zuverlässig, Tag für Tag», haben wir unser Verständnis formuliert, als das führende Logistik-Unternehmen in Liechtenstein zu agieren. Damit ist das vollständige Angebot vom Annahmeprozess bis zur Zustellung inklusive aller Verarbeitungsschritte dazwischen verbunden. Jetzt und in Zukunft.

Roland Seger
Vorsitzender der Geschäftsleitung

«Unser Anspruch ist es, als führendes Logistik-Unternehmen in Liechtenstein zu agieren. Jetzt und in Zukunft.»

Kontakt
Alte Zollstrasse 11
9494 Schaan
Liechtenstein

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